Eiswelt - Страница 4


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   »Beweis!« erwiderte Edith leise. Roger versetzte sich im Geiste selbst einen Tritt. Sie hatte es darauf angelegt. Die Familienregel forderte, daß jede von einem Familienmitglied geäußerte Feststellung mit einem Beweis untermauert werden mußte, falls ein anderes Familienmitglied es verlangte eine Regel, die Wing senior dank weiser Voraussicht eingeführt hatte. Da er von bedächtiger Wesensart war, war er dieser Regel selbst nur selten zum Opfer gefallen.

   »Jetzt mußt du mich einen Versuch machen lassen«, bemerkte Edith, »und du wirst mir einiges beibringen müssen. Aus Gründen der Fairneß wirst du auch Margie versuchen lassen müssen…« Diese letzte Bemerkung äußerte sie hauptsächlich der Explosivwirkung wegen. Roger fiel fast aus dem Sattel, aber noch ehe er etwas sagen konnte, hatte er eine Idee. Warum sollten die Mädchen nicht mithelfen? Er konnte ihnen zeigen, was er und Don immer gemacht hatten, und vielleicht entwickelten sie eigene Ideen dabei. Rogers männlicher Stolz machte ihn keineswegs blind gegenüber der Tatsache, daß Mädchen im allgemeinen und seine Schwestern im besonderen über Köpfchen verfügten. Edie und Marge konnten reiten und hatten keine Angst vor Wäldern. Alles in allem konnten sie sehr nützliche Hilfskräfte abgeben. Edith stand ihm altersmäßig so nahe, daß er sie unmöglich als zu jung einstufen konnte, und sogar die Achtjährige hatte so viel Verstand, daß sie sich ruhig verhielt, wenn absolute Stille angebracht war, und daß sie sich Anordnungen fügte, wenn Widerspruch unklug gewesen wäre.

   »Na schön. Ihr könnt es mal versuchen.« Roger brachte seine Überlegungen zu einem Ende. »Dad ist es sicher recht, und Mutter ist es einerlei, solange die Hausarbeit erledigt wird. Heute abend können wir die Sache besprechen.«

   Das Gespräch glitt auf andere Themen über, während die Karawane flußaufwärts zog. Zwei bis drei Stunden nachdem sie Clark Fork hinter sich gelassen hatten, querten sie den Fluß und hielten Richtung Osten auf die Grenze von Montana zu. Als sie endlich das ›Sommerhaus‹ erreichten, lagen immer noch einige Stunden Tageslicht vor ihnen.

   Man konnte es kaum ein Landhaus nennen. Auf einem steilen Abhang unterhalb der Waldgrenze erbaut, bot es genügend Raum für die Familie, ohne daß man sich zusammendrängen mußte. Es verfügte über ein von einem Benzinmotor betriebenes eigenes Stromaggregat, eine mehr oder weniger begrenzte Wasserversorgung aus einer weiter oben gelegenen, befestigten Quelle und gab Zeugnis von Mr. Wings Glück oder Geschick bei der Goldsuche, die als seine Einkommensquelle galt.

   Ein Stück unterhalb des Hauses stand ein zweiter Bau, ein Mittelding zwischen Vorratskammer und Stall. Beide Häuser waren solide gebaut und hatten in den harten Wintern des Nordwestens keinen Schaden genommen. Das Wohnhaus stand auf felsigem Untergrund, die Wände waren gut isoliert. Die Familie hätte ohne weiteres das ganze Jahr über hier leben können. Den Eltern schwebte ohnedies etwas in dieser Richtung vor, sobald die Kinder alle die Schule absolviert hätten.

   Das Erdgeschoß wurde von einem großen Raum eingenommen, der als Speisezimmer und Aufenthaltsraum diente. An dem einen Ende lag die Küche, am anderen ein Schlafraum. Die Treppe neben der Küchentür führte hinunter in einen Keller, in dem Werkbänke standen. Darauf lag ein Durcheinander von Holzarbeiten und Radioelementen. Hier wurden auch die verschiedenen Spiele aufbewahrt. Die Treppe ins Obergeschoß lag am anderen Ende. Oben gab es sechs kleinere Räume, je eine Schlafkammer für jedes Kind und dazu eine Art Abstellraum für alte Möbel und Gerümpel, Dinge, die im Laufe der Jahre irgendwo untergebracht werden mußten.

   Die Wings saßen vor der Veranda ab, die sich über die ganze Länge des Hauses erstreckte, und machten sich sofort an ihre verschiedenen Arbeiten. Mrs. Wing und die Mädchen sperrten die Haustür auf und verschwanden im Haus. Billy schraubte die Läden an den leicht zugänglichen Fenstern auf und entfernte sie – es waren die Fenster, die auf die Veranda hinaussahen, und die im Obergeschoß auf der Hangseite. Mr. Wing und Donald hoben die Lasten von den Packtieren, während Roger die Reitpferde hinunter zum Stall führte, wo er ihnen die Sättel abnahm und sie fütterte.

   Bei Sonnenuntergang machte das Haus bereits einen bewohnten Eindruck. Alle hatten gegessen, das Geschirr war gespült, Billy und Marjorie waren zu Bett gebracht worden, und die übrigen Familienmitglieder hatten sich für ein paar Minuten zum Entspannen im großen Raum zusammengesetzt. Es hatte eine Debatte darüber gegeben, ob im Kamin Feuer gemacht werden solle, und die Entscheidung war zugunsten des Feuers gefallen, nicht so sehr der Temperatur wegen, obwohl im Gebirge auch ein Juniabend kühl sein kann, sondern ’ weil es gemütlicher war, vor einem Feuer zu sitzen.

   Die Eltern hatten ihre angestammten Plätze beiderseits des gemauerten Kamins eingenommen. Donald, Roger und Edith lagen dazwischen auf dem Teppich. Roger hatte eben den Vorschlag geäußert, daß die Mädchen bei der Pfadfinder-Arbeit mitmachen sollten. Sein Vater überlegte kurz.

   »Kennt ihr euch in allen Richtungen aus, nicht nur dort, wo es zur Ortschaft geht?« fragte er Edith.

   »Sicher nicht so gut wie die Jungs, aber die mußten es ja auch erst mal lernen«, entgegnete sie.

   »Das ist richtig. Ich möchte nicht, daß ihr verlorengeht, und hinzu kommt, daß man Mutter nicht zumuten kann, alles im Haus allein zu machen. Aber Roger scheint ja unbedingt etwas beweisen zu wollen. Deswegen wollen wir die Sache wie folgt regeln: Es wird eine Woche oder zehn Tage dauern, bis ich zum erstenmal hinausgehe. Während dieser Zeit werdet ihr beide gemeinsam eine brauchbare Karte des Geländes ums Haus anfertigen, und zwar bis zu einer Entfernung von vier Kilometer. Darüber hinaus werdet ihr einen Stundenplan für die Kontrollgänge erstellen. Edie muß dabei für die Hausarbeit Zeit bleiben, so daß Mutter auf ihre Rechnung kommt. Margie darf sich euch anschließen, darf aber allein nicht über die Sechshundert-Meter-Markierungen hinaus. Für die Jüngsten gelten noch immer die alten Regeln. Das alles unterliegt natürlich Ergänzungen und Änderungen, die eure Mutter vielleicht für notwendig hält.« Er sah lächelnd zu seiner Frau hinüber, die ihm zunickte.

   »Mir soll es recht sein. Roger hat ja ein paar zusätzliche Pflichten übernommen, glaube ich. Sollten die nicht unter dem letzten Punkt untergebracht werden?«

   »Sehr vernünftig. Nun, paßt es dir, Roger? Edie? Na schön. Zeit fürs Bett. In den nächsten Tagen werdet ihr hübsch auf Trab sein.«

   Die zwei Jüngeren schnitten Gesichter, gehorchten aber. Don und die Eltern blieben noch sitzen. Sie unterhielten sich leise bis spät in die Nacht. Die vier anderen Kinder schliefen bereits seit Stunden, als Donald schließlich die Treppe zu seinem Zimmer hinaufstieg, doch verhielt er sich deswegen nicht weniger vorsichtig. Er hatte keine Lust, den Rest der Nacht Rogers Fragen auszuweichen, der sicher wissen wollte, was unten besprochen worden war.

   Trotz der Anstrengungen, die der vergangene Tag mit sich gebracht hatte, war die Familie am nächsten Morgen früh auf den Beinen. Als ›besonderen Gefallen‹ den er seinem jüngeren Bruder erwies, erbot Donald sich, die überflüssigen Pferde zurück in den Ort zu bringen – die Wings hielten sich nur ein paar Pferde beim Sommerhaus, da es Schwierigkeiten mit dem Futter gab. Damit war der Jüngere frei und konnte sich dem Anfertigen der Landkarte widmen, sobald er die Laden von den Fenstern im Oberstock entfernt hatte. Edith mußte Geschirr und Kochutensilien säubern, da am Abend zuvor nur das Allernötigste fürs Abendessen gespült worden war. Roger überwand eine etwaige Abneigung gegen Frauenarbeit und half mit. Die Sonne stand noch ganz niedrig, als sie auf die Veranda heraustraten, sich kurz umblickten und sodann den Hang hinterm Haus erklommen.

   Der Junge hatte einen kleinen Pfadfinder-Kompaß und ein Stahlmaßband bei sich, das er im Bastelraum im Untergeschoß gefunden hatte. Seine Schwester war mit einem Schulheft bewaffnet, das noch ein paar leere Seiten hatte. Dank der Anleitungen seines Vaters und eines Jahres bei den Pfadfindern war Roger überzeugt, er könne mit dieser Ausrüstung eine brauchbare Karte des angegebenen Gebietes anfertigen. Dem Problem der Höhenlinien hatte er dabei keinen ernsthaften Gedanken gewidmet.

   So hoch das Haus der Wings auch lag, es ging dahinter noch ein hübsches Stück bergauf. Die beiden jungen Leute legten gern eine Rast ein, als sie ganz oben angekommen waren. Und sie sahen sich ebenso gern die Aussicht an, die sich ihnen bot, obwohl es für sie ein vertrauter Anblick war.

   Die Gipfel der Cabinets erstreckten sich in alle Richtungen außer nach Westen. Die Erhebung, die die Kinder erklommen hatten, war nicht so hoch, daß man allzu weit hätte sehen können, doch der Pend’ Oreille war im Südwesten teilweise sichtbar, und im Südosten war die Spitze des Snowshoe Peak leicht zu erkennen. Streng genommen gab es keine deutliche Waldgrenze. Die meisten Gipfel schafften es aber, wenigstens ein paar hundert Meter nackten Fels emporzurecken. Die unteren Hänge waren mit Wald bedeckt, größtenteils mit Douglas-Tannen, die im pazifischen Nordwesten vorherrschen. Ein, zwei relativ kahle Stellen, Reste der Waldbrände vom Vorjahr, waren vom Standpunkt der Kinder aus sichtbar.

   Innerhalb der von Mr. Wing festgelegten Entfernung gab es etliche Punkte, die aussahen, als wären sie als Bezugspunkte zu verwenden. Roger holte den Kompaß hervor und fing an, diese Punkte anzupeilen. Edith fertigte bereits eine Freihandskizze der Umgebung an, auf der die Peilungen eingetragen wurden. Die Entfernungen mußten später ergänzt werden. Roger kannte weder die Höhe des eigenen Standpunkts noch jene der Punkte, die er vermaß, und hätte er sie gekannt, dann hätte er damit nichts anfangen können. Trigonometrie war ihm unbekannt, und er hatte nicht die Möglichkeit, negative Geländewinkel zu bestimmen.

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